• Frederick Matthias Alexander

    Pionier der Leichtigkeit

Es war der 20. Januar 1869, im Ort Wynyard auf der australischen Insel Tasmanien, als Frederick Matthias Alexander das Licht der Welt erblickte.

Schon früh entwickelte er sich zu einem reifen, einfühlsamen und aufmerksamen Kind, verbrachte viel Zeit auf der Pferdekoppel und in der freien Natur.

Mit 17 Jahren fand er eine Anstellung als Sekretär in einem Bergbau-Unternehmen. Er schwärmte für Shakespeare und erfreute dabei die Bergleute mit der Rezitation von Sonetten und Balladen, spielte in einer Theateramateurgruppe, lernte Geige und widmete sich seiner Leidenschaft für Pferderennen.

1890 schaffte er jedoch den Sprung auf das australische Festland, nahm Schauspielunterricht und begann, öffentliche Lesungen zu geben. Bereits ein Jahr später berichteten Zeitungen in Melbourne und anderen Städten positiv über seine Auftritte.

Gleichzeitig plagten ihn aber immer wieder Stimmbeschwerden. Er litt unter Heiserkeit. Weder die Ratschläge von Sprechlehrern noch Ärzte brachten die erwünschte Besserung. Alexander beschloss daher, den Ursachen seiner Beschwerden selbst auf den Grund zu gehen und begann, sich systematisch und minutiös mithilfe von Spiegeln selbst zu beobachten, um herauszufinden, was er denn eigentlich tat, um zu sprechen. Dabei bemerkte er seine Angewohnheit, beim Rezitieren den Kopf in den Nacken zu ziehen, dadurch Druck auf den Kehlkopf auszuüben und hörbar Luft einzusaugen.

Nach dieser intensiven Selbsterforschung fand er einen Weg, mit seiner schlechten Gewohnheit – den Kopf nach hinten zu ziehen – aufzuhören. Der Kopf fand wieder zu einem freien, beweglichen Kontakt mit der Wirbelsäule, wodurch der ganze Rumpf wieder zu mehr Länge. Weite und Tiefe finden konnte. Dies verschaffte Alexander Erleichterung beim Atmen und stellte die Funktionalität seiner Stimme wieder her.

Dass er damit eine grundlegende Methode entwickelt hatte, war ihm zunächst nicht bewusst. Ihm genügte, dass seine Heiserkeit und Stimmprobleme verschwanden. Seine Genesung war nicht zu übersehen und führte dazu, dass ihn immer mehr Menschen um Hilfe baten. Die positiven Auswirkungen auf deren gesamten Gesundheitszustand waren offensichtlich.

„Ich stellte fest, dass ein Mensch, der gelernt hat in seinen gewohnheitsmäßigen Reaktionen auch nur einigermaßen innezuhalten, seinen Selbstgebrauch und sein Verhalten in sehr kurzer Zeit bemerkenswert verändern und Verbesserungen erzielen kann, die man normalerweise für unmöglich hält.“ (F.M. Alexander)

Im Jahre 1902 beeindruckte sein Ansatz den damals führenden Chirurgen Stewart McKay in Sydney, der ihn begeistert weiterempfahl und zum engen Freund wurde. Er ermutigte Alexander, nach London zu gehen.

Mit den besten Empfehlungsschreiben namhafter australischer Ärzte erreichte er England und gewann schnell wichtige Anhänger in der Londoner Ärzteschaft. So manche Größe der Londoner Kunstszene interessierte sich für seine Entdeckungen von Atmung und Stimme, stressgeplagte Politiker und Geschäftsleute nahmen bei ihm Unterricht, selbst der Erzbischof von Canterbury. Berühmte Sänger, die ihre Stimme wiederfanden, bestätigten als hörbares Beispiel den Erfolg seiner Methode.

F.M. Alexander wünschte sich stets mehr Einsicht und Konsequenzen aus seinen Entdeckungen, seinen Prinzipien:

  • Der Bedeutung des „Innehaltens“, das grundsätzlich ermöglicht, dass man das Falsche sein lässt, damit das Richtige geschehen kann (Inhibition)
  • Der Tatsache, dass ein freies dynamisches Verhältnis von Kopf und ganzer Wirbelsäule den Beginn einer konstruktiven Selbstkontrolle bedeutet (Primary Control)
  • Der Orientierung an der naturgemäßen Anatomie, um dadurch Leichtigkeit und Beweglichkeit zu begünstigen (Direction)

Diese Prinzipien bilden das Zentrum seiner praktischen Lehre, die im alltäglichen Dasein ihre Anwendung findet.

F.M. Alexander unterrichtete bis wenige Tage vor seinem Tod 1955.

Seine Forschung beruhte darauf, aus einer persönlichen Notwendigkeit heraus, die innere natürliche Aufrichtung des Körpers wieder zu finden, die jedem Menschen innewohnt, wenn wir aufhören uns zu stören.  Eine Selbsthilfe zur Wiedererlangung der Leichtigkeit.

Die „Alexander-Technik“ hat ins 21. Jahrhundert gefunden. In einer Gesellschaft, in der jedes Jahr mehr Arbeitstage durch stressbedingte Ursachen verloren gehen, Rückenleiden sich zur Volkskrankheit entwickelt haben und weiterhin zunehmen, kann die Alexander- Technik eine entscheidende Rolle spielen.

Evelyn Plank, AT-Lehrerin und Schauspielerin

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